Probefahrt des Kia Niro Hybrid – Seniorengerechter Einstieg in die Elektromobilität? Ein Gastbeitrag.

Zur Einordnung eines vorweg: Vollhybridfahrzeuge (HEV) ermöglichen ebenso wie Plug-In-Hybridfahrzeuge (PHEV) kein emissionsfreies Fahren. Aber sie sorgen zumindest für eine deutliche Reduktion des Schadstoffausstoßes genau dort, wo es die größten Probleme mit der Überschreitung von Grenzwerten für Feinstaub, Ozon und NOx gibt, nämlich an den Großkreuzungen der Innenstädte und auf citynahen Ausfallstraßen.

Der Termin für die Probefahrt des Kia Niro Hybrid ergab sich eigentlich eher zufällig. Meine Eltern wollten ihren etwas in die Jahre gekommenen und bekanntermaßen alles andere als „sauberen“ Turbodiesel durch einen bequemen Kompakt-Van ersetzen. Nicht zu groß, nicht so teuer, aber dennoch ausgestattet mit vielen Annehmlichkeiten sollte er sein. Erste Anlaufstelle war da einer der republikweit größten Händler für Jahreswagen und PKW mit sogenannten Tageszulassungen.

Nach einem ersten Rundgang wollten sich die Eltern quasi schon festlegen. Nur der Sohn erhob Einspruch, nachdem er mehr aus Neugierde bei besagtem Händler nach Angeboten Hybrid-Fahrzeugen recherchierte. Doch anstelle der zu erwartenden Modelle aus dem Hause Toyota (Prius, Auris), spuckte die Datenbank das allerneueste Modell von Kia aus, den Kia Niro Hybrid im Gewand eines Crossover-Vans, den es aktuell nur als Hybrid gibt und ab Mitte 2017 zusätzlich als Plug-in-Hybrid.

Der erste Eindruck: ein gemütliches, ja „normales“ Automobil mit großem Kofferraum, angenehmer Einstiegshöhe und Sitzposition, viel Beinfreiheit auf der Rückbank, einem sehr angenehm gestalteten Cockpit in hochwertig anmutendem Design mit Klavierlackoptik und abgesetzten Chromleisten, sehr weicher Federung und ebenso weicher wie präziser Lenkung.

Zu Beginn startete zunächst der Benzinmotor, weil das Vorführfahrzeug ein paar Tage nicht bewegt worden war und die Batterie daher leer. Doch nach drei oder vier Kilometern Fahrt war der Energiespeichers des E-Motos bereits wieder zur Hälfte aufgeladen. Zum einen durch Bremsenergierückgewinnung und zum anderen durch Gaswegnahme beim Zurollen auf eine Kreuzung. Praktischerweise visualisieren zwei Anzeigen den Energiefluss zwischen Bremsen, Batterie, Elektromotor und Bezinmotor sowie den jeweils aktuellen Energiemodus Charge, Eco oder Power, sofern für eine starke Beschleunigung Benzin- und Elektromotor gemeinsam die vollen 141 PS liefern sollen.

Soweit so gut. Der eigentliche Praxistest der Hybrid-Funktion bot sich erst beim Stopp-and-Go-Fahren im Stadtverkehr an. Und dieser fiel für jemanden, der zum ersten Mal überhaupt am Steuer eines Hybrid saß, sehr positiv aus: zuerst rollten wir nur mit E-Motor bis ca. dreifacher Schrittgeschwindigkeit, dann schaltete sich unmerklich der Benzinmotor dazu, der beim ersten Tritt auf die Bremse sofort wieder ausging. Maßgeblich für diesen äußerst sanften Übergang zwischen den Antriebsmodi sei laut Verkaufsprospekt das von Kia/Hyundai neu entwickelte DCT-Doppelkupplungsgetriebe.

Nach dieser Probefahrt war die Entscheidung pro Kia Niro Hybrid gefallen, vor allem auch wegen der 7 Jahre Garantie, die Kia auf alle Modelle gibt. Verschiedene Angebote für die beste Ausstattung wurden eingeholt, einschließlich einer Anhängerkupplung zum Fahrradtransport und dem dazugehörigen Lastpaket als Voraussetzung für die Montage einer Anhängerkupplung.

Doch da meldete sich wieder der überalterte Turbodiesel und ein neues Auto musste schneller her als geplant. Schade nur, dass es kein Hybrid wurde. Denn die angebotenen gebrauchten Niros verfügten nicht über das sogenannte Lastpaket, hätten also nicht mit einer Anhängerkupplung nachgerüstet werden können und die Bestellung eines Neuwagens hätte mindestens drei Monate Wartezeit bedeutet.

Dass besagtes Lastpakt nur als Teil der Zusatzausstattung erhältlich ist, dient vermutlich der Reduktion des Fahrzeuggesamtgewichtes, wurde in diesem Fall aber leider zum maßgeblichen Ausschlusskriterium. Wie im Übrigen auch bei Plug-In-Hybriden, wie z.B. dem BMW 225xe, der aufgrund der großen Batterie im Heck nur ohne Anhängerkupplung erhältlich ist. Schlussendlich viel die Wahl des neuen Familienfahrzeugs auf einen explizit benzingetriebenen Kompakt-Van aus bayerischer Produktion. Immerhin kein Diesel mehr.